Schiefergas: Vorsorge schützt vor Sorge

Vorsorge schützt vor Sorge

Energieversorgung, Energiemix, Energiekosten – wenige Fragen bieten so verlässlich Stoff für Kontroversen. Seit jüngerer Zeit bereichert ein neues Thema mit streitigen Auffassungen die Diskussionen: Schiefergas.

Für manche ist diese neue Energiequelle der Königsweg zu einer energiesicheren Zukunft. Einige Abgeordnete bezeichnen Schiefergas sogar schon als “grün”. Grüne können sich für solche Euphorie nicht erwärmen. So groß sind die Differenzen, dass der Umwelt- und der Industrie-Ausschuss im Europaparlament sich nicht auf einen gemeinsamen Bericht zum Thema einigen konnten: nun gibt es deren zwei.

Wir Grüne setzen erst einmal kritisch an: Die potentiellen negativen Auswirkungen der eingesetzten Chemikalien auf das Trinkwasser dürfen nicht ignoriert werden. Methanemissionen, bei der Schiefergasförderung beeinträchtigen die Klimabilanz. Und die sozialen Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung müssen ernst genommen werden.

In vielen Ländern wächst der Widerstand gegen Schiefergas. Bulgarien und Frankreich haben Moratorien verabschiedet. Rumänien und Tschechien stehen kurz davor. In Großbritannien neigt die Regierung inzwischen auch zu der Meinung, das Setzen auf Schiefergas lohne nicht.

Einige Abgeordnete im Europaparlament tun so, als seien die Bedenken vieler Menschen einfach ein Kommunikationsproblem: man müsse Schiefergas halt besser erklären! Können vor lachen! Der neueste Bericht der Internationalen Energie Agentur (IEA) spricht Bände. Die IEA redet von einem goldenen Zeitalter für Erdgas und behauptet, Schiefergas sei Bestandteil einer klimafreundlichen Zukunft, nur um später in der Studie zu schreiben, dass ein Energieszenario aus Schiefergas einen potentiellen Erderwärmungskurs von 3.5 ˚C bringen würde, was wiederum der, Chef-Ökonom der IEA, kürzlich für inakzeptabel erklärt.

Die Internationale Energie Agentur fordert zudem “goldene Regeln” für die Förderung von Schiefergas. Aber wird man wenigstens die Regulierungen in Europa anwenden, die inzwischen aufgrund problematischer Erfahrung in den USA festgelegt wurden? Also etwa die flüchtigen Methanemissionen auffangen? Bisher nicht.

Ein Übermaß an Euphorie ist selten ein guter Ratgeber und  führt oft auf dünnes Eis. Wir sollten uns die Zeit lassen, den gegenwärtigen Sachstand mit der neuen IEA Studie und Regulierungen in den USA zur Kenntnis nehmen und einen angemessenen gesundheits- und umweltpolitischen Rechtsrahmen zu gewährleisten. Vorsorge schützt vor Sorge, heißt ein alter Versicherungsspruch. Der passt hier!

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