In memoriam Wassili Lepanto | BÜTIS WOCHE #217

Das Europäische Parlament ehrt diese Woche den im August 2018 78-jährig verstorbenen griechisch-deutschen Maler Wassili Lepanto durch das Aufhängen seines Bildes „Europa – Die Parzen bei der Arbeit“. Darüber freue ich mich sehr, weil damit ein letzter Wunsch des Künstlers in Erfüllung geht, wofür seine Witwe Leena Ruuskanen und ich uns gemeinsam eingesetzt haben. Wassilis bürgerlicher Name war Vassilios Loukopoulos und er stammte aus Nafpaktos am Golf von Korinth, das als Lepanto wegen einer außerordentlich blutigen Seeschlacht von 1571 zwischen der Heiligen Liga und dem Osmanischen Reich bekannt geworden war. 

Wassili Lepanto war ein langjähriger Heidelberger Freund. Er hatte dort und in Mannheim Germanistik, Kunstgeschichte, Philosophie und Geschichte studiert. 1978 schloss er mit einer Germanistikpromotion zum Thema „Grammatiktheorie und Sprachpraxis“ sein Studium ab. Dem Philosophen Hans-Georg Gadamer blieb er jahrzehntelang als Schüler verbunden. Wassili war früh genug nach Heidelberg gekommen, um dort an der 68er-Bewegung teilnehmen zu können, worüber er in einer postum publizierten autobiografischen Schrift Rechenschaft gab. Unter dem Eindruck eigenen Naturerlebens und seiner Rezeption des berühmten Berichtes des Club of Rome über die Grenzen des Wachstums entschied er sich Ende der 70er Jahre gegen eine akademische Karriere und wurde freischaffender Maler. Wassili Lepanto veröffentliche 1983 ein programmatisches Manifest: „Kunst für den Menschen oder: Für eine Ökologische Kunst“. Seine Werke wurden u. a. in Paris, Wien, Helsinki, Montpellier, Athen, New York, Genf, Florenz, Düsseldorf, Heidelberg und in verschiedenen chinesischen Städten ausgestellt. Wassili Lepanto war ein sanfter, aber entschlossener Aktivist, der für sein Engagement in Fragen der Heidelberger Stadtgestaltung von der Stadt Heidelberg mit der Bürgerplakette und von den Heidelbergerinnen und Heidelbergern 2009 mit einem Sitz im Gemeinderat für seine eigene, unabhängige Wahlliste ausgezeichnet wurde. 2011 kandidierte er auch einmal für Bündnis 90/Die Grünen zum baden-württembergischen Landtag. Wassili war ein außerordentlich engagierter Verfechter des europäischen Projektes als eines Friedensprojektes. Deshalb ist sein Bild jetzt sozusagen nach Hause gekommen.

Sonst noch

  • Wie die EU ihre Macht bei der Standardisierung verteidigen will – ein interessanter Artikel im Handelsblatt.
  • Am 11.1. spreche ich bei der Online-Diskussion „How does the EU’s Global Gateway plan compare to China’s Belt and Road initiative?“ des Thinktanks Bruegel. Weitere Informationen, die Möglichkeit zur Anmeldung sowie den Livestream findet Ihr hier.
  • Die nächste Woche ist eine Straßburg-Woche, hier die regelmäßig aktualisierte Tagesordnung. 
  • Am 19.1. spreche ich im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung „Digitale Transformation im chinesischen Kulturraum – Auswirkungen auf Deutschland und Europa“ an der Universität Trier zum Thema „Wie Deutschland und Europa auf die technologische Herausforderung China reagieren sollte“. Auch eine Online-Teilnahme ist mit vorheriger Registrierung möglich.
  • Am 11.1. ist der Präsident des Europäischen Parlaments David Maria Sassoli gestorben. Sein Tod ist ein großer Verlust. R.I.P.