Bevorstehender G7-Gipfel/ G7 summit | PRESSE

Scroll down for English version

Zum bevorstehenden G7-Gipfel erklärt Reinhard Bütikofer, MdEP und außenpolitischer Koordinator der Grünen/EFA-Fraktion:

“Es ist lange her, dass ein G7-Gipfel zu positiven Erwartungen Anlass gab. In den Trump-Jahren rechnete man nur mit Zerstrittenheit und spekulierte, wie dramatisch sich diese artikulieren würde. In der Zeit vor Trump dominierte gut gepflegte Langeweile. Der G7-Gipfel war in Ritualen erstarrt und die Zweifel an seiner Sinnhaftigkeit wuchsen von Jahr zu Jahr.

Es ist vor allem Präsident Bidens Dynamik, die dem G7-Gipfel neue Kraft zu verleihen scheint. Biden macht den Gipfel zu einem wichtigen Instrument seiner Bemühungen um konstruktive, gestaltende Kooperation mit den wichtigsten Partnern der USA. Die ins Auge gefasste internationale Mindestbesteuerung für Großunternehmen hat er auf die Agenda bringen lassen. Der Ehrgeiz, Chinas sogenannter Seidenstraßen-Initiative eine kooperative Alternative entgegen zu stellen, kommt auch aus Washington. Auch wenn die EU auf dem Papier sich diesem Thema unter der Überschrift “Konnektivitätsstrategie” längst verschrieben hat, ist bis jetzt nicht wirklich ein Stück daraus geworden, weil keine europäische Führungspersönlichkeit sich des Themas energisch annahm. Aber die Chance besteht nun, dass in der Kombination von Bidens Zugkraft mit der konzeptionellen Arbeit der EU und Japans dazu eine strategisch wichtige Initiative gezimmert wird, die auch für Partner wie Indien, die ASEAN-Staatengemeinschaft oder die Afrikanische Union attraktiv sein wird. 

Die G7-Struktur wird sich aber auch für breitere Zusammenarbeit öffnen müssen. Dazu reicht es nicht, dass Boris Johnson als Gastgeber einige wichtige Demokratien hinzulädt. Tatsächlich geht es darum, die Kooperationsbereitschaft wesentlich weiter abzustecken. Als gleichgesinnt, “like-minded”, sollten alle Länder adressiert werden, die in den vier Dimensionen der Auseinandersetzung zwischen Rechtsstaat plus Demokratie und Autoritarismus, des Engagements für regelbasierten Multilateralismus, des Kampfes gegen den Klimawandel und des Eintretens für internationale Gerechtigkeit im Sinne der globalen Nachhaltigkeit, Partner sein können. Dahin ist es noch ein erheblicher Weg und das gelingt nur, wenn die EU von Biden gleichberechtigte Partnerschaft, “partnership in leadership”, nicht nur einfordert, sondern dazu auch praktischen Ehrgeiz entwickelt.”


On this week’s G7 summit, Reinhard Bütikofer, MEP and foreign policy spokesperson of the Greens/EFA group, comments:

“It has been a long time since a G7 summit gave rise to positive expectations. In the Trump years, observers only expected the display of division from the G7, and speculated how dramatically it would be articulated. In the pre-Trump years, well-manicured boredom dominated. The G7 summit was ossified in rituals and doubts about its meaningfulness grew year by year.

It is above all President Biden’s dynamism that seems to give the G7 summit new vigour. Biden is making the summit an important instrument in his efforts to achieve constructive, formative cooperation with the USA’s most important partners. He has put the envisaged international minimum taxation for large corporations on the agenda. The ambition to counter China’s so-called Silk Road initiative with a cooperative alternative is also coming from Washington. Even though the EU has long been committed to this issue on paper under the heading “connectivity strategy”, nothing has really come of it so far because no European leader has taken up the issue vigorously. But there is now a chance that the combination of Biden’s thrust with the conceptual work of the EU and Japan will result in a strategically important initiative that can also be attractive to partners such as India, the ASEAN community of states or the African Union.

But the G7 structure will also have to open up to broader cooperation. For this, it is not sufficient that Boris Johnson as host invites a few important democracies as guests. In fact, there is the need for defining a much broader scope for cooperation. All countries should be addressed as “like-minded” that can be partners in more than one of these four dimensions: the conflict between the rule of law plus democracy and authoritarianism; the commitment to rules-based multilateralism; the fight against climate change, and the advocacy of international justice in the sense of global sustainability. There is still a considerable way to go and this can only be achieved if the EU not only demands equal partnership from Biden, “partnership in leadership”, but also develops practical ambition to provide it.”