No. XLI Claudia Roth, Deutschland

“Der Frühling 1968, dazu gehört nicht nur Berlin, Paris und Tokio, sondern auch der politische Frühling in Prag. Mir haben sich die Bilder der mutigen Gesichter der vielen Frauen und Männer auf den Straßen, Plätzen und in den Hörsälen eingeprägt. Es waren dieselben Forderungen, die alle miteinander verbunden haben: Das Aufbegehren für die Demokratie und für die Freiheit. Die Freiheit der Presse, der Meinung, der Kunst und eben auch die Freiheit zu leben, wie ich leben will. So hieß es doch: Raus zur Sonne und zur Freiheit! Dubček wird in dieser Zeit für Viele zur Hoffnung auf den Sozialismus mit menschlichem Antlitz. Diese Hoffnung entfachte Kraft für den Aufbruch. Doch für den Pakt der repressiven Männer in Moskau, Warschau und Ost-Berlin war diese Kraft bedrohlich. Hunderte Panzer walzten mit martialischer Gewalt alles nieder, als blutige Antwort auf die berechtigten Ansprüche einer Generation, die Zukunft demokratisch gestalten und leben wollte. Jan Palach wird mit seiner Verbrennung am 19. Januar 1969 zum Symbol für all die Wut und Verzweiflung. Uns bleibt, die Toten der Niederschlagung des Prager Frühlings und ihre Träume nicht zu vergessen.”

Claudia Roth ist seit 2013 Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Seit 1987 Mitglied der Grünen, ab 1989 Mitglied des Europäischen Parlaments, ab 1998 Mitglied des Bundestages. Langjährige Grünen-Vorsitzende.