Schon seit einiger Zeit organisiere ich im Rahmen der sogenannten „Carbon Group“ mit Vertreter*innen der verschiedenen Fraktionen im Europäischen Parlament regelmäßige Treffen, zu denen wir Expert*innen zu den unterschiedlichen Bereichen des Themenfelds Divestment und CO2-Blase einladen.
In diesem Rahmen begrüßte ich kürzlich Daniel Gros, den Direktor des europäischen Think Tanks “Center for European Policy Studies” (CEPS). Als Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB), einem Ausschuss der EU zur Früherkennung, Prävention und Bekämpfung von systemischen Risiken innerhalb des Finanzmarktes der EU, war Daniel Gros Mitautor für den Bericht “Too late, too sudden: Transition to a low-carbon economy and systemic risk” (Zu spät, zu plötzlich: Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft und das Systemrisiko).
Der Bericht warnt vor makro-ökonomischen Schocks: Wenn Investoren bei ihren Anlageentscheidungen den rasch nötig werdenden Übergang zu einem Wirtschaftssystem mit geringen CO2-Emission verzögern, drohen ihnen finanzielle Risiken. Wird der Umbau der Wirtschaft nicht zügig angegangen, drohen zudem Energieengpässe und enorme Preissprünge. Vermögenswerte in kohlestoffbasierten Wirtschaftssektoren würden rasch fallen und – global gesehen – Staaten stark unter Druck kommen, deren öffentliche Haushalte stark vom Rohstoffexport aus fossilen Quellen abhängig sind. Eine wachsende Zahl von Finanzbehörden, wie die Bank of England und das G20 Financial Stability Board, verweisen seit einiger Zeit auf die potentiellen Risiken für die Finanzmarktstabilität, die durch einen verzögerten und abrupten Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft entstehen können.
Zwar handelt es sich bei der Studie nur um ein fiktives Szenario. Jedoch geht daraus klar hervor, dass sich das finanzielle Risiko und mögliche Kosten verringern, wenn der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft frühzeitig und graduell erfolgt. Im Anschluss diskutierten wir mit Daniel Gros über die daraus abzuleitenden Konsequenzen für Finanzinstitute und Anleger.
Im Rahmen seines Vortrags verwies Daniel Gros auf eine Oxford-Studie von 2016, die Energieunternehmen vor dem Bau neuer Kohle- und Gaskraftwerke warnt. So könnten maximal die bis Ende 2017 geplanten Kohle- und Gaswerke noch gebaut werden, wollen wir im Rahmen des für unsere gesteckten Klimaziele notwendigen CO2-Emissionsbudgets bleiben. Alle weiteren, mit fossiler Energie betriebenen Kraftwerke würden dieses Budget überschreiten.
Im Anschluss an das Treffen sprach Daniel Gros noch in einem kurzen Interview über die Risiken eines verlangsamten und plötzlichen Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft:
Hier kann die PowerPoint-Präsentation von Daniel Gros heruntergeladen werden: Presentation of study