English Version below
Zur Waffenruhe in Nahost sagt Reinhard Bütikofer, außenpolitischer Koordinator der Grünen/EFA-Fraktion im Europaparlament:
“Die von der internationalen Gemeinschaft gegenüber Israel und gegenüber der Hamas seit vielen Tagen eingeforderte Waffenruhe ist nun endlich zustande gekommen. Damit ist das unmittelbare Sterben beendet, aber die angerichteten Zerstörungen bleiben, die Unerträglichkeit des Status Quo bleibt, der wechselseitige Hass bleibt. Die Eskalation seit dem Abschuss von Hamas-Raketen auf Jerusalem hat brutal demonstriert, wie falsch es war, in Washington oder in Brüssel zu glauben, man könne den Nahostkonflikt in irgend einer Wiedervorlagemappe verschwinden lassen. Tatsächlich war nicht nur die militärische Intensität der Auseinandersetzung neu, sondern insbesondere auch die Verknüpfung der unterschiedlichen Dimensionen des Konfliktes. Seit langem waren wohl die Palästinenser im Gaza-Streifen, im Westjordanland und in Israel nicht so einig wie in diesen Tagen. Umgekehrt deutet eine aktuelle Umfrage darauf hin, dass eine sehr große Mehrheit der Israelis die konfrontative Politik von Premierminister Netanjahu befürwortet oder sogar verschärft sehen möchte.
Wenn der Waffenstillstand mehr sein soll als ein Atemholen bis zum nächsten Waffengang, dann muss der Status Quo geändert werden. Die US-amerikanische UNO-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield zählte vor Kurzem mehrere Faktoren auf, die auf palästinensischer wie auf israelischer Seite einer friedlichen Zukunft im Wege stehen. Sie nannte dabei Hasspropaganda, Gewaltakte und terroristische Angriffe, aber auch Zwangsräumungen, Zwangsabrisse und Siedlungsbau östlich der Linie von 1967. Klar ist, an wen diese Hinweise jeweils gehen. Bis jetzt ist aber nicht erkennbar, ob auch nur eine der beiden Seiten das gehört haben will. Um eine neue Dynamik in Richtung Frieden überhaupt wieder denkbar zu machen, müsste wohl eine neue palästinensische Führung den abgewirtschafteten Präsidenten Abbas ablösen und praktisch eine verlässliche Grenze ziehen gegen Hass und Gewalt, und auf der anderen Seite müsste eine neue israelische Regierung eine Kehrtwende vollziehen bei der schleichenden Annexion des Westjordanlandes, die wir jetzt seit vielen Jahren erleben. Von außen her kann beides niemand erzwingen. Aber eine transatlantische Gemeinsamkeit in diesem Sinne wäre ein wichtiger Beitrag.”
English
Commenting on today’s ceasefire between Israel and Hamas, Reinhard Bütikofer, foreign policy coordinator of the Greens / EFA group in the European Parliament, states:
“The ceasefire which the international community had demanded of Israel and Hamas for many days has finally become a reality. It ends the immediate dying – but the destruction, the unbearable status quo, the mutual hatred, they all remain. The escalation after the launch of Hamas rockets on Jerusalem brutally showed how erroneous it was to believe that the Middle East conflict could be put on the back burner in Washington or in Brussels.
The recent events not just reflected a new military intensity of the conflict, but also displayed new inter-linkages between its various dimensions. Palestinians in the Gaza Strip, in the West Bank, and in Israel were as united these days as they had not been for a long time. On the other hand, according to a recent poll, a very large majority of Israelis does support Prime Minister Netanyahu’s confrontational policies or would even want to see them tightened.
If the ceasefire is to be more than just a breath-taking interim before the next armed conflict, the status quo must be changed. The US Ambassador to the United Nations, Linda Thomas-Greenfield, recently listed several factors that stand in the way of a peaceful future on both the Palestinian and Israeli sides. She mentioned incitement, acts of violence, and terrorist attacks, but also evictions, demolitions, and the construction of settlements east of the 1967 line. It is clear who is the respective addressee of these references. It is, however, far from clear whether at least one of the two sides wants to listen.
In order to make a new dynamic towards peace even thinkable, a new Palestinian leadership would have to replace worn-out President Abbas and practically draw a reliable line against hatred and violence – and on the other hand, a new Israeli government would have to make a U-turn as regards the gradual annexation of the West Bank we have seen happening for many years now. Both processes cannot be enforced from the outside. But building a transatlantic common ground based on this understanding would be an important contribution.”
Foto: Europäisches Parlament