Eindrücke von der serbisch-mazedonischen Grenze

Zusammen mit Ljiljana Popovska.und Maria Peteinaki habe ich heute zweieinhalb Stunden die mazedonisch-serbische Grenze bei Tabanovce besucht. Etwa 40000 Flüchtlinge sind in den letzten zwei Monaten hier durchgekommen um in die EU weiterzureisen. Derzeit sind es nach Aussagen des Roten Kreuzes täglich 2000 bis 2500 Menschen. Sie kommen mit bis zu vier Zügen oder mit Busen, manche sogar im Taxi. 85% dieser Flüchtlinge kommen nach Angaben von UNHCR MitarbeiterInnen, mit denen ich sprechen konnte, aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Bürgerkriegsflüchtlinge aus Irak, aus Sudan, aus Afghanistan und Pakistan sind auch dabei.

Während meines Besuches kam ein Zug mit etwa 350 Passagieren an. Vielleicht zur Hälfte junge Männer und zur Hälfte Familien. Ich konnte kurz mit einer Gruppe von Pakistanis reden, von denen etwa ein Drittel Englisch konnte, die seit 20 Tagen unterwegs waren und „Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland“  als Wunschziel angaben. Meine Frage nach dem Grund ihrer Flucht beantworteten sie mit nur einem Wort: „Terror“.

An der Bahnstation Tabanovce wird den Flüchtlingen konkret vom Roten Kreuz und sonstigen Freiwilligen geholfen. Eine Rotekreuzmitarbeiterin erzählte nachmittags gegen fünf Uhr, sie sei jetzt seit sieben Uhr vor Ort; später werde sie in dem Krankenhaus, in dem sie normalerweise arbeite, noch eine Nachtschicht machen. Ich sah zahlreiche Rotkreuzfreiwillige, die Baracken errichteten, damit bis zu dreihundert Menschen, vor allem Familien, hier gegebenenfalls eine Nacht ausruhen können. Auf der anderen Seite der Grenze, die in Sichtweite liegt, soll es ein größeres Lager für rund 2000 Menschen geben. Auf serbischer Seite ließ sich keinerlei Polizei blicken; nach 15 Minuten waren die meisten Menschen „drüben“. Manchmal, hieß es, wurde die Grenze von serbischen Kräften vorübergehend geschlossen. „Dann gehen die Flüchtlinge einfach etwa 500 bis 1000 Meter weiter westlich hinüber“, sagte ein UNHCR Mitarbeiter. Die mazedonische Polizei hielt sich sehr zurück. Es hat auch bisher noch keine Zwischenfälle gegeben. Nur zwei Beamte waren vor Ort, die einzig aktiv wurden, um zu überprüfen, ob die Fernsehteams, die im Flüchtlingszug mitgefahren waren, an der Grenze filmen dürfen. Sie durften.

Das UNHCR hat noch genug Mittel, die Unterstützung für die Flüchtenden zur organisieren, aber bei den derzeitigen Zahlen wird das Budget auf Dauer nicht reichen. Wird die EU helfen? Wird es Crowdfundingbemühungen geben, um die Arbeit der örtlichen NGOs finanziell zu unterstützen?