Green Shift in Norwegen – Wie die Carbon-Divestment-Idee Früchte trägt

GASTBEITRAG VON RASMUS HANNSON (ERSTER GRÜNER ABGEORDNETER IM NORWEGISCHEN PARLAMENT) ZUR CARBON BUBBLE THEMENSEITE

Der Staatliche globale Pensionsfund Norwegens, gegründet auf dem nationalen Öl- und Gasreichtum des Landes und heute 850 Milliarden Dollar schwer, ist der weltweit größte unabhängige Investmentfund. Seine Investitionen umfassen dementsprechend mehrere Milliarden Dollar und haben spürbare Auswirkungen auf die Kapitalanlagepolitik weit über Norwegen hinaus.

Mehrere norwegische Parteien, darunter die Grüne Partei Norwegens (Miljøpartiet De Grønne), haben sich zusammen mit anderen Umweltorganisationen für ein Divestment, einen Abzug von Investitionen aus fossilen Brennstoffen stark gemacht. Dieses Engagement ist Teil des “Green Shifts”- Ausdruck für die Entschlossenheit norwegischer Autoritäten, dem Klimawandel den Kampf anzusagen.

Diese Entschlossenheit hat erste Früchte getragen. Laut dem ersten Bericht des globalen Pensionsfonds über verantwortungsbewusstes Investieren, welcher im Februar erschienen ist, haben 114 Unternehmen als Reaktion ihre Investitionen in fossile Energieunternehmen aufgrund umwelt- und klimapolitischer Aspekte zurückgezogen. Zu diesen Unternehmen gehören unter anderem auch Teer- oder Zementproduzenten sowie Goldminenbetreiber. Zusammengenommen wurden mehrere Milliarden Dollar abgezogen- der wahrscheinlich größte Betrag, der derzeit jemals divested wurde.

Der Bericht macht deutlich, dass die erheblichen Risiken von hohen CO2-Emissionen, Abholzung und schlechtem Wassermanagement höher wiegen als die Gewinne, die die Unternehmen durch ihre Investitionen erwirtschaften könnten.

Immer noch besitzt der Norwegische Ölfund Anlagen von über 100 fossilen Energieunternehmen im Gesamtwert von insgesamt rund 40 Milliarden Dollar. Würde man umgerechnet die sich daraus ergebende Menge fossiler Energieträger verbrennen, entstünden mehr als 500gt CO2. Diese Menge wiederrum wäre genug, die Erderwärmung auf über 2°C steigen zu lassen und jede Möglichkeit, den Klimawandel zu stoppen, zunichte machen.

Während des vergangenen Jahres hat die Norwegische Grüne Partei kontinuierlich für Divestment aus fossilen Brennstoffen geworben. Zudem haben verschiedene norwegische Banken und Finanzinstitutionen, wie die KLP, Nordea oder Storebrand, den Abzug ihrer Investitionen aus konventionellen Energieunternehmen angekündigt. Diese Politiken werden von einer breiten norwegischen Öffentlichkeit unterstützt.

“Divestment aus fossilen Energieunternehmen ist eines der besten Klimaschutzinstrumente, welches wir im Kampf gegen den Klimawandel einsetzen können. Indem wir unser Investitionsportfolio neu ausrichten, können wir die Weltwirtschaft beeinflussen, ihre Art, Geschäfte zu machen, nachhaltiger zu gestalten”, so Rasmus Hansson, Sprecher der Norwegischen Grünen – Miljøpartiet_De_Grønne.

 

14248199190_7a6c9bbcfd_kRASMUS HANSSON wurde 1954 in Bærum geboren und ist in Oslo aufgewachsen. Bereits während seines Biologiestudiums an der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie war er umweltpolitisch aktiv. Er forschte unter anderem am Norwegischen Polarinstitut und leitete von 2000-2012 den norwegischen WWF. Seit 2012 steht er dem Osloer Zentrum für interdisziplinare Umwelt- und Sozialforschung vor. Bei den Parlamentswahlen 2013 trat er für die Norwegische Grüne Partei in Oslo an, wo sie 5,4% der Stimmen für sich gewinnen konnte. Hansson zog als erster und bisher einziger Abgeordneter der Grünen Partei in das norwegische Parlament ein, da die Partei landesweit mit einem Ergebnis von 2,8% an der Sperrklausel von 4% scheiterte.

 

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Photo CC-BY-SA by Miljøpartiet De Grønne