Vizepräsident der Europäischen Kommission, Antonio Tajani, zu Gast in Wismar
Vernunftehe oder Liebesheirat – diese Frage stellte am letzten Donnerstag der Vizepräsident der Europäischen Kommission und Industriekommissar Antonio Tajani in Wismar. Es war mir eine besondere Freude, dass der Kommissar meiner Einladung in die Hansestadt gefolgt ist. Gemeinsam mit der Vereinigung der Unternehmensverbände habe ich ein Wirtschaftsforum mit Unternehmerinnen und Unternehmern des Landes veranstaltet, auf dem Kommissar Tajani die neue EU-Industriestrategie vorstellte und den zahlreichen Gästen Rede und Antwort stand.
Neben der neuen Industriestrategie waren vor allem die industriepolitischen Herausforderungen durch einen zunehmenden Fachkräftemangel, sowie die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit der Schiffbaustandorte in Mecklenburg-Vorpommern von besonderem Interesse. Dabei haben wir auch eine Reihe von Möglichkeiten diskutiert, die zu einem Lösungsansatz beitragen könnten, zum Beispiel die Stärkung der Rolle der Europäischen Investitionsbank in der Schiffsfinanzierung (Bauzeit- wie Bauendfinanzierung) zugunsten der europäischen Werften und Zulieferer, die Öffnung des angekündigten 5 Milliarden Euro-Programms zum Aufbau von Offshore-Windparks, um die Realisierung der dafür benötigen Spezialschiffe in Deutschland sicherzustellen, den Erhalt eines wettbewerbsfähigen Landesbürgschaftssystems, sowie Verlängerung des sogenannten Schiffbaurahmens seitens der EU-Kommission unter Erweiterung der Förderregeln auch auf Offshore-Einheiten.
Im Vorfeld des Wirtschaftsdialogs fand ein Besuch mit dem Kommissar im Holzverarbeitungswerk der Firma EGGER im Wismarer Seehafen statt. Dabei konnten wir nicht nur einen interessanten Einblick in das Holzcluster Wismar gewinnen, sondern wir sahen ein Beispiel für einen zukunftsfähigen Industriestandort. Die Verbindung von Umwelt, u.a. durch zwei Biomassekraftwerke, die enge Zusammenarbeit mit den Hochschulen der Region und der Anschluss an den Seehafen machen die Stärke des Standortes aus.
Ob Liebesheirat oder Vernunftehe, einig war man sich, dass die Zukunft der europäischen Industriepolitik nur gedacht werden kann, wenn man die Fragen der Umweltpolitik und des Klimawandels einschließt, sowie Innovation und Qualität in den Mittelpunkt stellt.
Fotos: Erik Lohse