Zu den Ergebnissen des Fachgesprächs von Bündnis 90/Die Grünen „Schiefergas – Revolution im Europäischen Gasmarkt?“ vom 29. Oktober 2010 im Deutschen Bundestag erklären Oliver Krischer (MdB) und Reinhard Bütikofer (MdEP):
Für Oliver Krischer zeichnet sich immer deutlicher ab, dass in Deutschland viele Unternehmen auf der Suche nach Schiefergas sind. Dies läuft aber an der Politik bisher weitgehend vorbei. Es ist möglich, dass Schiefergas einen Beitrag zur Verringerung der Importabhängigkeit Deutschlands beim Erdgas leisten kann. Es gilt nun, den Prozess so zu steuern, dass sämtliche Umweltstandards eingehalten werden und keine Verhältnisse wie in den USA bei uns eintreten. Wir müssen die Fragen der betroffenen Bevölkerung beantworten und ihre Sorgen ernst nehmen. Weiter bedarf es einer eingehenderen Analyse der in Deutschland vorhandenen Instrumente der Regulierungen. Die Politik muss sicherstellen, dass diese ausreichen um Verhältnisse wie in den USA zu vermeiden. Dazu bedarf es neben eines intensiven Monitorings auch einem unterirdischen Raumordnungsverfahren, um Nutzungskonkurrenzen mit Geothermie, Druckluftspeichern und anderen Nutzungsformen zu vermeiden.
Reinhard Bütikofer betonte ebenfalls die Bedeutung eines eingehenden „Regulierungs-Dialogs“ für Schiefergas. Dabei kommt der europäischen Ebene eine wichtige Rolle zu. Wichtig ist auch, dass die zukünftige EU-Energiestrategie bis 2020 und das Infrastrukturpaket klare Förderstrategien ermöglichen und nicht ein „Tohuwabohu der 27“. Die bisherige Haltung der Kommission zu Schiefergas – wait and see – ist nicht angemessen. Eine mögliche Chance das Thema auf die Agenda zu setzen, ist der anstehende EU-US Gipfel am 20. November in Lissabon. Der neu gegründete EU-USA Energie Rat und der Transatlantic Legislators Dialogue bieten eine angemessene Plattform um die notwendigen Kenntnisse zu erwerben und eine umfassende legislative Rahmensetzung anzustoßen. Dabei kann man ja ruhig auch mal vom transatlantischen Nachbarn lernen.
Schiefergas wird, genau wie Gas aus Sandsteinen, Kalksteinen, Kohleflözen, Aquiferen und Gashydraten, als sogenanntes unkonventionelles Erdgas bezeichnet. Verfeinerte Bohrmethoden (“Hydraulic Fracturing”) und der steigende Erdgaspreis an den Weltmärkten haben die Förderung von unkonventionellem Erdgas in den vergangenen Jahren technologisch möglich und wirtschaftlich rentabel werden lassen. Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt die weltweiten Reserven auf 921 Billionen Kubikmeter, was dem Fünffachen der weltweit in den konventionellen Reservoirs lagernden Mengen entspricht. In den USA wird im Zusammenhang mit der Förderung von Schiefergas über massive Trinkwasserverunreinigungen sowie von Giftstoffen wie Arsen und radioaktiven Stoffen berichtet, die bei der Förderung an die Oberfläche gelangen.