Im Rahmen des vierten EU-Projekttages besuchte Reinhard Bütikofer das Gymnasium in Heringsdorf und sprach mit Schülern über Europa und grüne Politik. Lesen mir dazu im Beitrag der Ostsee-Zeitung und des Nordkuriers.
Ostseezeitung: Talk mit einem EU-Politiker Bütikofer im Gymnasium
Von Lennart Plottke, Heringsdorf
Im Rahmen des vierten EU-Projekttages stattete Grünen-Politiker Reinhard Bütikofer dem Heringsdorfer Gymnasium einen Besuch ab. Der Europa-Abgeordnete machte sich für ökologische Werte stark.
„Ist es in ihrer Partei eigentlich Pflicht, eine grüne Krawatte zu tragen?“ Reinhard Bütikofer stutzt kurz: Mit so einer unpolitischen Frage hat er dann doch nicht gerechnet. Die Elftklässler am Heringsdorfer Maxim-Gorki-Gymnasium blicken den Europa-Abgeordneten gespannt an. „Nee, Pflicht ist das nicht“, erklärt Bütikofer, der seit knapp einem Jahr für die Grünen im Europäischen Parlament sitzt und sich dort vor allem mit Industrie- und Wirtschaftspolitik sowie außenpolitischen Fragen beschäftigt. „Die habe ich heute nur um, weil sie neu ist und wir gestern in Nordrhein-Westfalen so ein gutes Wahlergebnis eingefahren haben.“
Im Rahmen des vierten EU-Projekttages hat der Politiker den Schülern des Sozialkunde-Leistungskurses zweier elfter Klassen einen Besuch abgestattet: „Das ist doch eine wunderbare Gelegenheit, mit den jungen Leuten über Europa ins Gespräch zu kommen.“ Dass sie den Namen „Europaschule“ zu Recht tragen, machen die Heringsdorfer gleich zu Beginn der lockeren Diskussionsrunde deutlich.
In zwei liebevoll gestalteten Kurzfilmen vermitteln sie Eindrücke ihres deutsch-polnischen Alltagslebens, zeigen gemeinsame Projekte mit ausländischen Mitschülern oder das 2009 in Eigenregie gestaltete Europafest. „Wir leben Europa“, sagt Lehrerin Gundula Fitz, die am Gymnasium für die Koordination europäischer Fragen zuständig ist. „Eine schöne Einleitung“, meint Bütikofer. „Europa ist offenbar auch hier.“ In den vergangenen Jahren habe sich das Parlament zu einer Volksvertretung entwickelt, „die europäische Demokratie lebendig macht“, so der frühere Grünen-Parteichef. Dabei sei das Verhältnis unter den Abgeordneten verschiedener Fraktionen „deutlich legerer“ als im Bundes- oder Landtag.
Zu den „grünen“ Klischees: „Ich ernähre mich nicht vegan, trage keine Birkenstock-Schuhe, und lange Haare hatte ich vor vielen Jahren“, räumt Bütikofer mit einigen Vorurteilen auf. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt „würde ich mal ganz keck behaupten, dass wir davon im Moment mehr verstehen als andere — das Wissen und der Umgang mit erneuerbaren Energien schafft doch viele neue Jobs.“ Bestes Beispiel: Mecklenburg-Vorpommern.
Auch in seiner Familie wird der europäische Gedanke gelebt: „Meine Tochter war während ihrer Schulzeit für ein Jahr in Lettland, danach als Au-Pair in Paris und studiert jetzt in England — für sie existieren die Grenzen gar nicht mehr.“
Nordkurier (11.05.2010): Gymnasiasten prüfen grüne Politik auf Herz und Nieren
Von Katrin Noack, Heringsdorf.
Nachhaltigkeit, die Finanzkrise in Griechenland und den “Grünen Trend” bei regenerativen Energien diskutierten die Schüler der elften Klasse des Maxim-Gorki-Gymnasiums gestern mit ihrem Gast Reinhard Bütikofer. Der Politiker der Grünen und Mitglied des Europaparlaments besuchte die Heringsdorfer Schule anlässlich des 60. Geburtstages der Europäischen Union. Deshalb berichtete Bütikofer den Schülern zunächst von seiner Arbeit in Brüssel und erklärte die Ziele der Grünen in der Europapolitik. “Die Finanzkrise zeigt, dass wir besser zusammenarbeiten müssen”, betonte er. In der Wirtschaft und bei der Klimapolitik sei dies sinnvoll und entspreche auch dem Wunsch der Bürger.
Der Politiker stellte sich auch kritischen Fragen der Schüler. Warum sie die Partei wählen solle, fragte eine Schülerin. “Wir vertreten ein Gefühl der Gerechtigkeit in der Gesellschaft”, antwortete Bütikofer. Außerdem böten Nachhaltigkeit und Ökologie Innovationen, die Unternehmen in Deutschland Vorteile im Wettbewerb bringe. Ob diese Innovationen sich rechneten, fragte ein Schüler daraufhin. Der Grünen-Politiker verwies auf eine Studie des Bundesverbandes der deutschen Industrie. “Sie zeigt, der Einsatz regenerativer Energien bringt Einsparungen und setzt wirtschaftliche Akteure in Bewegung.”
Bütikofers Vortrag kam bei den Schülern an. “Es hat mir gut gefallen, aber seine Antworten schweiften manchmal von der Frage ab”, stellte Laura Lipinski fest. Der Politiker wiederum war vom Wissen der Schüler angetan. “Sie haben ihre Fragen auf den Punkt gestellt”, fasste er zusammen. Der Besuch Bütikofers in Heringsdorf war durch das Schweriner Europabüro der Grünen möglich geworden. Er habe dorthin gute Kontakte, begründete der Politiker seine Wahl.
Foto: “A stack of papers”, via flickr.com/DARB62, lizensiert unter Creative Commons BY-SA-2.0